Die Geschichte des Pferdes

Das heutige Pferd stammt vom Urpferd ab, dessen Gebiß dem der meisten Fleisch-und Allesfresser (auch dem Menschen) ähnelte. Es war kleiner als ein Reh und hatte kurzkronige Zähne, mit denen die Nahrung, die überwiegend aus Blättern bestand, problemlos gekaut und verwertet werden konnte. Mit den klimatischen Veränderungen auf der Erde passte sich die Flora und Fauna an, die zeitweilig zu großen Teilen aus Steppe und Grasland bestand. Über die Evolutionsstufen führte das neue Nahrungsangebot auch zu Veränderungen der Zähne, die nun erhöhten Anforderungen ausgesetzt waren.

Um das Steppengras mit seiner festen, langen Faserung und dem geringen Wassergehalt zerkleinern zu können, entwickelten sich sechs der kurzkronigen Backenzähne zu langen, schmelzfaltigen Zähnen. Nach abgeschlossenem Zahnwechsel sind diese in ihrer vollen Länge von rund 10 cm im Kiefer angelegt und schieben jährlich um rund 3 mm aus dem Zahnfach nach. Der siebte, nicht umgewandelte Zahn wird als "Wolfszahn" bezeichnet, der immer wieder zu Problemen beim Reiten führt.

Beim Abrupfen und Zermahlen des Steppengrases war durch die Kombination aus Futter und darauf ausgerichtetem Kauapparat eine optimale Futterverwertung bei gleichzeitigem gleichmäßigem Abrieb der Zähne gewährleistet.

Heute hat sich die Pferdefütterung grundlegend gewandelt: Sie besteht hauptsächlich aus Kraftfutter in unterschiedlicher Zusammensetzung, Heu, Silage, Heulage und Stroh. Die meisten Freizeitpferde haben zumindest über Sommer Zugang zu Weidegras, so dass ihr Spektrum etwas breiter ist. Doch Weidegras hat einen höheren Wassergehalt und eine schwächere Faserung. Dadurch können Pferde das Gras sehr leicht abrupfen. Dabei wird das Gras teilweise sogar ohne Einsatz der Schneidezähne abgerupft und gleich zu den Backenzähnen transportiert. Die Schneidezähne werden hierbei zu gering oder gar nicht abgerieben. Zusätzlich ist auch der Kauausschlag leicht verringert, so daß auch bei reiner Weidehaltung Zahnprobleme entstehen können.

Bei der Fütterung mit Heu, Silage, Stroh und / oder Kraftfutter ist der Kauausschlag noch geringer, da deren Eigenschaften noch stärker von denen des Steppengrases abweichen. Kraftfutter ist zwar ein guter Energielieferant, führt aber zu einem sehr geringen Kauausschlag von nur etwa 8 mm. Der wiederum bewirkt, dass kein gleichmäßiger Abrieb der Zahnoberflächen stattfindet.

Viele Pferdefachbücher zeigen auf, dass die Winkelung der Schneidezähne mit zunehmendem Alter flacher wird. Interessant ist, dass dieses Phänomen bei wild lebenden Pferden (beispielsweise in Amerika oder Australien) nicht auftritt. Ein weiterer Hinweis darauf, daß diese Gebissveränderung mit der Pferdehaltung und -fütterung zusammenhängt und auf den mangelnden Abrieb der Schneidezähne zurückgeführt werden kann. Die Schneidezähne dienen vorwiegend der Futteraufnahme; das Zermahlen erfolgt mit den Backenzähnen. Um das Futter mahlen zu können, drücken Pferde ihre Kiefer mit starkem Druck zusammen. Dadurch verändert sich bei zu langen Schneidezähnen die Winkelung, wenn diese nicht gekürzt werden.

Die Backenzähne hingegen werden durch das harte Kraftfutter stärker beansprucht. Die Folge aus zu geringer Abnutzung der Schneidezähne und zu starker Beanspruchung der Backenzähne ist ein Ungleichgewicht im gesamten Kauapparat des Pferdes. Daraus können sich Störungen beim Training und in der Arbeit ergeben. Auch eine Vielzahl medizinischer Probleme wie Kolik, Abmagerung, Durchfall oder auch Fruchtbarkeitsstörungen können ihre Ursache in nicht behandelten Zahnproblemen haben.



Mit einer guten und schonenden Zahnbehandlung sorgt der Besitzer für ein größeres Wohlbefinden seines Pferdes. Gleichzeitig kann Spätfolgen wie Rückenproblemen, Lahmheiten, Husten oder Kiefergelenksschmerzen vorgebeugt werden.




 
 
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